Mit dem Wohnmobil durch Europa. Oder wenigstens durch Italien – das wollte ich schon immer mal machen …Dass wir das in diesem Frühjahr in die Tat umgesetzt haben, hat aber ganz andere, eher gesundheitliche Gründe. Wir campen ja für unser leben gern, aber diesmal war einfach wichtig: gut zu schlafen. Und das sollte im Wohnmobil einfach besser funktionieren als im Zelt. So kamen wir auf die Idee mit dem Wohnmobil…

Los geht’s gleich nach der Schule. Unser Wohnmobil holen wir beim Verleiher in Surheim (Nähe Freilassing) ab. Geplant war die Übergaben zwischen 14 und 15 Uhr. Tatsächlich vor Ort waren wir gegen 17 Uhr. Es war einfach zu viel los auf der Autobahn.
Vor Ort dann gleich mal der erst Schreck: das Gepäckfach im Heck des Carado T345 ist nicht gerade groß – und wir hatten den Multivan doch recht voll gepackt mit allerhand Gepäck. Camping eben: Stühle, Tisch, Schlauchboot usw. usw. Aber was toll ist am Wohnmobil: im Innenraum gibt es jede Menge Staufächer für Kleidung, Spiele, Bücher. So haben wir also die Taschen aus- und die Fächer eingeräumt. Am Ende haben wir doch alles gut untergebracht. Aber: Zeit sollte man dafür schon mitbringen (etwa 1 Stunde). Nun noch die Einweisung in das Fahrzeug, WC, Gas etc. und los geht’s!
Die ersten Kilometer sind natürlich schon etwas anderes als mit dem Multivan. Der ist auch groß aber im Vergleich zu einem Wohnmobil eher ein Sportwagen. Der Carado fährt sich bequem und leicht. Aber man sollte schon etwas langsamer in und durch Kurven fahren als mit dem Bulli. Über die Tauernautobahn fahren wir in die Nacht hinein bis wir gegen 23 Uhr Cavallino erreichen.
Hier der erste große Vorteil eines Wohnmobils: abstellen, Motor aus, schlafen. Gut wenn man Stromanschlüsse in der Nähe hat – dann kann man das Fahrzeug (im Wesentlichen den Kühlschrank) noch mit Strom versorgen und hat am nächsten Tag angenehm gekühlte Wurst, Getränke usw. Direkt im Zufahrtsbereich des Union Lido – unserer ersten Station – gibt es Kapazität für einige Zig Neuankömmlinge mit deren Gespannen und Wohnmobilen. Alles eng beieinander, wenn einer laut schnarcht … hört’s der Nebenmann. Wir essen noch zu Abend und legen uns schlafen … Ein spannender und erlebnisreicher Urlaub wartet schließlich auf uns. Und die erste Etappe ist geschafft!
Cavallino-Treporti | Camping Union Lido
Hier verbringen wir seit ein paar Jahren die meisten Ferien – bisher immer im Zelt. Der Platz gefällt vor allem meiner Frau und den Kindern gut. Für Familien mit kleinen Kindern (oder speziell uns, lassen wir es dahin gestellt sein) ist einfach wichtig: saubere Sanitäranlagen, Poolanlagen mit sauberem, warmem Wasser, schöner großer Strand. All das – und noch viel mehr – haben wir hier. Und doch fahren wir nach 2 Nächten weiter. Italien wartet … !
Entlang der Lagune fahren wir über die gut zu fahrende Landstraße vorbei an Venedig und Chioggia an den „Teutonengrill“ …
Lido delle Nazioni | Camping Tahiti
Der Campingplatz liegt ein paar hundert Meter vom Meer entfernt, macht aber im Prospekt einen sehr familienfreundlichen Eindruck. Dem großen Schwimmbad sei Dank. Hier schlagen wir für zwei Nächte „die Zelte“ auf. Erstaunlich: im Vergleich zu den Plätzen bei Cavallino ist es hier erstaunlich ruhig – obwohl die Pfingstferien für einen Italienurlaub bestens geeignet sind.









Ausflug nach Ravenna
Bei Wohnmobilen gehen die Meinungen etwas auseinander wenn es um die Frage nach mehr „Wohn“ oder eher „Mobil“ geht. Einerseits ist man natürlich schneller und mobiler als mit dem Wohnwagen oder einem großen Zelt. Aber: man hat auch keinen PKW mit dem man einfach mal schnell zum Einkaufen oder in die nächste Stadt fahren kann. Will man das, muss man alles zusammen räumen und fest verstauen. Innen und außen!
Wir lassen Teppich, Stühle und Tische stehen um nach Rückkehr ganz einfach dort wieder „anzudocken“ und fahren am Nachmittag nach Ravenna.
Ravenna ist eine schöne mittelgroße Stadt mit einem sehenswerten Stadtkern. Wir finden problemlos einen Parkplatz (gebührenpflichtig) und laufen von dort in etwa 10 Minuten ins Zentrum.







Am frühen Abend fahren wir zurück zum Campingplatz. Kurzes Fazit: wenn man sich nicht häuslich nieder lässt auf seinem Camping Platz ist es kein großes Problem mit dem Wohnmobil einen Ausflug zu machen. Allerdings sind wir auch eher auf einer Reise durch Italien als im Urlaub auf einem Campingplatz. Bei letzterem ist es wohl unerlässlich, sich auf seiner Parzelle auszubreiten und je mehr Ausrüstung man verteilt hat, desto weniger Lust wird man haben, das Wohnmobil zu bewegen. Man sollte also durchaus vorher nachdenken und planen, ob man eher einen Roadtrip machen oder sich auf einem Campingplatz „häuslich“ einrichten möchte.
Florenz
Am nächsten Tag fahren wir weiter mit Ziel Florenz. An Ravenna vorbei geht es über Forli und San Godenzo zur Piazza Michelangelo. Diese Route ist die kürzeste Verbindung, führt allerdings über eine kurvenreiche „Passstraße“. Der Pass ist auch mit dem Wohnmobil einfach zu fahren. Unterwegs gibt es nette kleine Ortschaften die zu einer Pause und zum Verweilen einladen.
Florenz ist eine der vielleicht sehenswertesten Großstädte Italiens. Sie ist die größte Stadt und Hauptstadt der Toskana. Hier kann man einfach durch die engen Gassen flanieren, Schmuck auf der Ponte Vecchio kaufen oder sich der Geschichte und den Künsten widmen. Medici, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Galileo Galilei sind Namen, die in der Stadt allgegenwärtig sind und diese Stadt so berühmt machen.

Vom Osten kommend fahren wir an einem modernen Stell- / Campingplatz vorbei und steuern direkt die Piazzale Michelangelo an. Hier gibt (genauer gesagt, als wir dort waren: gab) es einen sehr zentral, terrassenförmig angelegten Campingplatz in Fußweite zum Zentrum. Allerdings erkläre uns eine nette Dame an der Pforte, dass der Campingplatz geschlossen sei und keine Gäste mehr aufnimmt. So nutzen wir die Zeit für ein paar Fotos von diesem herrlich gelegenen Platz und seinem tollen Panorama und um zu überlegen, wo wir die Nacht verbringen wollen. Langes Parken mit dem Camper ist hier schwer möglich und nach einem kurzen Austausch mit anderen Wohnmobilreisenden steuern wir einen nahe gelegenen, kostenpflichtigen Parkplatz an.

Dieser hat eine Schranke und ist nachts beleuchtet. So fühlen wir uns ausreichend sicher. Wir stellen das Wohnmobil ab und fahren mit dem öffentlichen Bus ins Stadtzentrum zur Ponte Vecchio.








Nach dem Essen schlendern wir über die belebte Ponte Vecchio hinüber auf die andere Uferseite und fahren wir mit dem Taxi zurück zum Wohnmobil. So ganz kann ich es dann nicht lassen und wir fahren nocheinmal los um ein paar Nachtaufnahmen zu schießen. Nach getaner Arbeit fahren wir zurück auf den Parkplatz und legen uns zur Ruhe.






Siena
Gegen 6 Uhr wachen wir auf und starten durch den morgendlichen Verkehr in Richtung Siena.
Gegen acht Uhr kommen wir in Siena an und finden, was für ein Glück, einen Parkplatz direkt an der Stadtmauer. Von hier sind es nur wenige Minuten durch die Altstadt zur Piazza del Campo. Hier gönnen wir uns erst einmal ein klassisches Road-Trip-Camper-Frühstück (Cappuccino mit Croissant).

Wie genießen die Ruhe in der Stadt am Vormittag und fahren weiter als die Stadt sich so langsam füllt …







Orbetello
Noch vor Mittag fahren wir weiter durch die Toskana vorbei an Grosseto bis an die Grenze zu Latio. Capalbio wurde mir von einem Kollegen empfohlen. Also nichts wie hin und einfach mal ansehen.
Wir steuern den Camping Capalbio Village an. Etwas müde vom frühen Aufstehen und der Fahrt essen wir erst einmal eine Kleinigkeit. Der Platz liegt recht idyllisch in den Dünen mit zum Teil recht „eingewachsenen“ Wohnwagen. Aus irgendeinem Grund gefällt es meiner Frau hier nicht und so beschließen wir weiter zu fahren in Richtung Orbetello.
Auf dem Weg dorthin über kleine Straßen und durch eine Bahnunterführung haben wir so richtig Glück gehabt! Die Unterführung sah recht schmal und nicht allzu hoch aus. Ich habe meine Frau gebeten nach vorne zu gehen und zu schauen ob wir durch passen. Es lief alles gut aber danach fiel uns auf, dass man von vorne nah am Fahrzeug nicht unbedingt sieht wie hoch das Fahrzeug wirklich ist. Au Backe, das hätte schief gehen können! Durchatmen, da wäre der Urlaub erstmal gelaufen gewesen …





Der Campingplatz Villagio Orbetello liegt auf der Landzunge zwischen Lagune und dem Meer. Zum Strand muss man ein Straße überqueren (aus meiner Sicht mit ganz kleinen Kindern nicht 100% optimal). Der Platz bietet schöne Festunterkünfte, Restaurant, modernes Waschhaus und Einkaufsmöglichkeiten.
Unsere Freunde hatten wenige Meter von unserem Stellplatz entfernt eine sehr schöne „Festunterkunft“ („Glamping“). Hier wohnt man in einer zeltähnlichen Struktur aber mit festem Boden und Terrasse. Innen gibt es eine freistehende Badewanne und eine ansprechende, luftige Möblierung. Auch toll!
Die nette Stadt Orbetello ist wenige Kilometer südlich vom Campingplatz entfernt leicht erreichbar. Hier gibt es neben kleineren Geschäften auch Supermärkte für den Großeinkauf. Schöne Ausflugs- und Bademöglichkeiten bietet die Halbinsel um den Monte Argentario (was wir nur von Erzählungen wissen aber selbst nicht ausprobiert haben). Von dort erreicht man per Schiff auch die Insel Giglio – eine kleine Insel unweit des Festlands, die Ende 2011 nur wenige kannten und am 13. Januar 2012 traurige Berühmtheit erlangte. An diesem Abend kolidierte die Costa Concordia nahe des Hafens mit einem Felsen. Das Unglück forderte 32 Todesopfer. Im Juli 2014 wurde das Schiff nach Genua zur Verschrottung geschleppt (die drei Jahre später abgeschlossen war). Der Capitän wird zu 16 Jahren Haftstrafe verurteilt (Quelle: Wikipedia).
Pisa
Am 16. Juni fahren wir weiter von Orbetello nach Pisa. Entlang der toskanischen Küste erahnt man im Dunst die Insel Elba. Vorbei an Livorno erreichen wir gegen 18 Uhr Pisa und den Stellplatz in der Via di Pratale.
Wir erreichen den Stellplatz fast pünktlich und schauen uns die erste Halbzeit des Spiels auf dem Laptop über DVBT an. Qualität (der Übertragung) könnte besser sein. Zur Halbzeit machen wir uns auf zu einem Stadtspaziergang. Vom Stellplatz erreicht man das Stadtzentrum in etwa 30 Minuten zu Fuß. Außerdem fährt von hier ein Bus ins Zentrum. Wir entscheiden uns für letzteren und steigen in der Nähe des Bahnhofs aus und laufen in Richtung Arno, Altstadt und Piazza dei Miracoli.





Der 16. Juni ist kein Tag wie jeder andere. Zum einen ist es der Tag an dem die Deutsche Nationalmannschaft ins WM Geschehen eingreift und ihr erstes WM Spiel mit 4:0 gegen Portugal gewinnt (und im weiteren Turnierverlauf wieder einmal Geschichte schreibt). Zum anderen gibt es heute ein großes Fest zu Ehren des Heiligen Ranieri. Häuser und Schiffe entlang des Arno sind festlich beleuchtet und tauchen die Stadt in ein Lichtermeer. Die Stadt ist sehr belebt und auch auf der Piazze dei Miracoli – bekannt für den Schiefen Turm von Pisa – ist eine Menge los. Auch der Dom ist am späten Abend noch geöffnet. Die angenehme Stimmung in der Stadt lässt den Spaziergang etwas länger ausfallen als geplant. Aber eine Creperia auf dem Weg zurück zum Stellplatz entschädigt dann doch für vieles.
Auf dem Stellplatz verbringen wir eine ruhige Nacht. Bevor wir weiter fahren müssen wir natürlich noch einmal hin, zum Schiefen Turm von Pisa. Das Wohnmobil parken wir ganz in der Nähe auf einem kostenpflichtigen Parkplatz. Wir sind früh dran – ab dem späten Vormittag erscheint es nicht mehr ratsam mit dem Wohnmobil so nah am Turm einen Parkplatz zu suchen .






Pisa ist einfach wow … Wer einmal dort war, will immer wieder hin. Man muss schließlich nachschauen ob er noch steht oder vielleicht ein wenig gerader wurde (der Turm). Ich freue mich jedenfalls schon auf’s nächste Mal. Besonders schön ist, wenn man sich wirklich Zeit lassen kann, dieses einzigartige Ambiente auf der Wiese beim Baptisterium am anderen Ende des Platzes zu genießen. Herrlich.
Cavallino | Union Lido
Gegen Mittag fahren wir weiter vorbei an Florenz und Bologna nach Cavallino. Während der Fahrt haben wir eifrig überlegt und diskutiert, ob es nicht einmal ein anderer Campingplatz sein darf. Ergebnis: nein. Frau und Kinder wollen hierher – da ist es dann auch schon egal, was der Fahrer möchte (Demokratie eben). Am Platz freuen wir uns, unsere langjährigen Freunde wieder zu sehen und verbringen noch ein paar schöne Stunden am Meer. Bevor es am nächsten Tag nach Hause geht – schließlich will das Mietfahrzeug pünktlich zurück gebracht werden.





Rückgabe
Wir müssen Freitag zurück in München sein. Donnerstag ist Feiertag. Vermieter haben an Feiertagen oft geschlossen aber die Rückgabe erfolgt ganz einfach und unproblematisch: per Funk-Code öffnen wir das elektrische Zufahrtstor und stellen den Camper einfach auf dem Betriebsgelände ab. Das Ausräumen geht dank großem Gepäckraum im Multivan zügig. Zündschlüssel in den Briefkasten werfen und … das war’s.
Fazit
Hinter uns liegt ein super toller und erlebnisreicher Urlaub – und wir haben erste Erfahrungen gesammelt wie es sich anfühlt, mit einem Wohnmobil zu reisen. Das Modell, das wir hatten, war nicht allzu groß. Schlafplatz der Kinder war die umgebaute Sitzgruppe in der Fahrzeugmitte.
Die Nachteile eines kleineren Fahrzeugs liegen auf der Hand: man muss mit Gepäck gut haushalten und sich einschränken (dennoch kann man Campingtisch und Stühle mitnehmen!). Vorteil: das Fahren in größeren Städten ist gut möglich und sogar relativ angenehm während das bei größeren Modellen schonmal etwas stressiger werden kann in engen Straßen oder bei der Parkplatzsuche.
Auch für einen Badeurlaub ist so ein Wohnmobil eine schöne Sache. Da man sich in diesem Fall aber sicher etws mehr ausbreitet, ist es mit der Mobilität dann aber auch schnell vorbei: einfach mal raus zum Supermarkt oder auf Besichtigungstour ist dann nur schwer möglich. Das muss man einfach wissen.
Wir hatten eine Situation, in der es hätte kritisch werden können – die Durchfahrt einer Bahnunterführung im äußersten Süden der Toskana. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was es bedeutet hätte, wenn plötzlich das Fahrzeugdach massiv beschädigt gewesen wäre: Notfallhilfe vor Ort holen, Fahrzeug reparieren, andere Unterkunft suchen, Entschädigungsansprüche des Vermieters für gegebenenfalls ausfallende Vermietungen im Anschluss. Und und und. Besser nicht mehr drüber nachdenken – am Ende der Reise. Aber im Hinterkopf behalten bei der nächsten Reise …
Tipps
- Vor Buchung bzw. Antritt der Fahrt prüfen, wie man sich absichern möchte (für Fälle wie oben beschrieben)
- Abmessungen des Fahrzeugs im Kopf behalten (vor allem die Höhe!)
- Übernachten auf Stellplätzen ist eine kostengünstige Alternative (zu Campingplätzen). Es gibt verschiedene Möglichkeiten diese Stellplätze vorab zu recherchieren (ADAC Stellplatzführer, Internetseiten wie z. B. Stellplatzinfo, promobil Stellplatzsuche etc.)
- Angenehmer als beim Vermieter vor Ort dürfte es sein, das Wohnmobil zu Hause einzuladen (da Vermieter aber oft weit vom Wohnort entfernt liegen, kann das schwierig sein)
- Die gesamte Campingausrüstung (Geschirr, Besteck, Besen etc. ect.) lässt sich bequem vom Verleiher mieten (sonst nimmt der Check-in schnell umzugsähnliche Formen an)
- Spaß am Reisen haben – schon das Fahren eines Wohnmobils selbst kann eine sehr erholsame Sache sein. Tempo höchstens 100 km/h. Sonst wirds gern mal etwas wackelig und windanfällig. Lieber etwas drunter bleiben
- Wenn Ihr auch noch wertvolle Tips habt: bitte weitergeben
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