Als Filmemacher selbständig machen?

Manches auch falsch aber insgesamt alles richtig gemacht. So könnte ich meine Entscheidung etwa Anfang der „Nullerjahre“ in kurzen Worten beschreiben. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Erfahrungen an Euch weitergeben,

wenn Ihr vielleicht gerade am überlegen seid, ob Ihr Euch als Filmemacher oder in einem anderen künsterlischen Beruf selbständig machen sollt.

Auf diese 10 Punkte sollte man aus meiner Sicht besonders achten:

1. Preis

2. Können

3. Wollen

4. Markt

5. Kunden

6. Lernen

7. Vorsorgen

8. Absichern

9. Netzwerken

10. Rechtliches


1. Preis

Hier werden sehr viele Fehler gemacht. Ein Bild beschreibt es gut: Du solltest Dich mit dem Kunden immer in der Mitte des Tisches treffen. Das heißt: Du schiebst nur so viel Leistung zu Deinem Kunden, wie er Dir angemessenen Lohne entgegen bringt.

Dies als Leitbild zu verinnerlichen ist sehr hilfreich. Damit sorgst Du dafür, dass Du nicht ausgenutzt wirst. Aber es ist auch nur ein – wenn auch sehr gutes – Bild und nicht so einfach in der Praxis umzusetzen.

Beim Preis werden viele Fehler gemacht. Und es ist ein schwieriges Thema. Bist Du zu teuer, bekommst Du vielleicht den Auftrag nicht. Bist Du zu billig, überholen Dich Deine Kosten von rechts. Dein Honorar muss so bemessen sein, dass Du damit Deine Technik, Deine Wohnung, Essen, Haushalt etc., Krankenversicherung, Altersvorsorge und so weiter finanzieren kannst.


2. Können

Was kannst Du wirklich gut? Es ist wichtig, sich hier realistisch einzuschätzen. Im Filmbereich sind heute die Grenzen oft fließend. Kameraleute schreiben oft auch Konzepte und schneiden Filme. Je mehr Du Deinem Kunden anbieten kannst, desto mehr bleibt bei Dir hängen – an Arbeit aber auch an Geld. Vorausgesetzt, Du kalkulierst jede Position entsprechend. In jedem Fall ist es wichtig, dass Du Deine Sache richtig gut kannst und Dich immer weiterbildest.


3. Wollen

Auf Dauer dürftest Du nicht glücklich werden, wenn Du gegen Dich selbst, Deine Bedürfnisse, Werte und Wünsche arbeitest. Ich denke, jemand kann in der Sache richtig gut werden für die er brennt. Und Kunden werden es merken, wenn Du eine Sache nur um des Geldes Willen machst.


4. Markt

Es ist schön, wenn Du etwas sehr gut kannst und weißt, was Du willst. Aber für Dein wirtschaftliches Überleben ist es wichtig, dass Du etwas anbietest, das andere auch haben wollen oder tatsächlich brauchen. Überlege Dir, welches Problem Du mit Deinem Angebot löst! Denn: es hilft Dir nur, wenn der Wunsch Deines Kunden auch mit Zahlungsbereitschaft unterlegt ist!

Kenne und beobachte Deinen Markt. Und finde, definiere Deine Zielgruppen. Die Punkte zwei bis vier hängen mit Deiner Positionierung zusammen. Beschäftige Dich damit intensiv! Nicht wenige erkennen das zu spät und ein Scheitern kann genau darauf zurück zu führen sein.

In diesem Video findest Du hilfreiche Tipps:


5. Kunden

Du musst immer wissen: der Kunde bezahlt Dein Gehalt. Nur er und auch in der Selbständigkeit. Du solltest also Deine Kunden und Ihre Bedürfnisse gut kennen, sie ernst nehmen und nach Möglichkeit nicht nur erfüllen sondern Begeisterung auslösen.

Marketingexperten differenzieren zwischen dem Nutzen, den ein Produkt für seine Kunden hat. Es genügt meist nicht, nur die Basisanforderungen zu erfüllen.

Kunden zu gewinnen kostet Geld. Die Aktivität nennt man Vertrieb. Überlege Dir, ob Du Vertrieb selbst gut kannst oder ob Du Dir eine Agentur suchst, die Dich unterstützt. Auch Dein Onlineauftritt sorgt für Reichweite und Bekanntheit. Echter Vertrieb ist aber auch echte und oft sehr harte Arbeit.


6. Lernen

Nutze jede Gelegenheit der Weiterbildung. Stillstand in einem dynamischen Umfeld ist Rückschritt.


7. Vorsorgen

Viele Selbständige und vor allem Künstler tun sich schwer mit dem „etwas auf die Seite zu legen“. Das beginnt schon beim Preis (siehe oben). Wenn Du zu günstig anbietest, wird wenig bleiben um für schlechtere Zeiten vorzusorgen. Es wird Zeiten geben, in denen die Aufträge rückläufig sind. Da tun Reserven gut. Und es wird die Zeit kommen, da brauchst Du eine neue Kamera, ein neues Objektiv oder ein Auto. Kalkuliere das mit ein und lege Geld für solche Dinge zurück.

Ein sehr wichtiger Punkt sind Steuern. Vielleicht bist Du umsatzsteuerpflichtig. Das ist erstmal toll, weil Du Deine Ausrüstung scheinbar günstiger bekommst. Aber Vorsicht: Deine Einnahmen beinhalten diese Steuer und Du musst sie später an das Finanzamt abführen. Du verwaltest sie sozusagen treuhänderisch. Nicht wenige geben diese Gelder aus, wenn es gerade mal nicht so läuft. Aber das Pendel schlägt zurück!

Auch die Einkommensteuer ist wichtig. Lege Dir etwa 30% von dem Geld, das auf Deinem Konto eingeht – zusammen mit der Mehrwertsteuer 50% – auf die Seite. Sprich: auf ein Extrakonto. Dieses Geld solltest Du nicht anfassen sondern für Zahlungen an das Finanzamt jederzeit verfügbar haben.

Von den verbleibenden 50% bestreitest Du Deinen Lebensunterhalt. UND legst Geld für’s Alter, die Rente, zurück. Davon musst Du später einmal leben. Da es zur Zeit wenig Zinsen gibt, erkundige Dich gut, wie Du für den Ruhestand vorsorgen kannst. Wertpapiere, Immobilien, Lebens- oder Rentenversicherungen, Investmentsparpläne etc. sind oft gewählte Alternativen.


8. Absichern

Noch ein Kostenblock. Aber es hilft ja nichts. Ob Du Deine Technik versicherst (z. B. gegen Diebstahl etc.) musst Du abwägen. Aufpassen kann eine Alternative sein. Was Du auf jeden Fall abschließen solltest, ist eine Berufshaftpflichtversicherung. Diese schützt wenn Du mal mit dem Stativ eine teure Vase oder Wanddekor beschädigst oder zerstörst.

Aber Achtung: es gibt Risiken, gegen die Du Dich entweder gar nicht oder nur gegen hohe Kosten absichern kannst. Ausbleibende Zahlungen, Rechtstreitigkeiten über (angeblich nicht hinreichend) geleistete Arbeiten oder Anspräche zum Beispiel aus Urheberrechtsverletzungen können teuer werden. Denke hier auch über eine Rechtsform wie z. B. GmbH nach und lasse Dich beraten.


9. Netzwerken

Muss man da noch viel dazu sagen? Je besser man Dich kennt, desto leichter kommst Du an Aufträge. Parties, Branchentreffen, Messen und sonstige Veranstaltungen sind gute Gelegenheiten.


10. Rechtliches

Dieser Punkt gehört eigentlich ganz an den Anfang, denn Du brauchst ja eine rechtlich fundierte Arbeitsgrundlage. Hier solltest Du Dich auf jeden Fall beraten lassen. Deine Themen sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Steuerrecht (umsatzsteuerpflichtig … )

Kunsturheberrecht (Recht am eigenen Bild … )

Sozialversicherungsrecht (Künstersozialkasse … )

Gewerberecht (freiberuflich, selbständig, Rechtsform … )

Haftung (Personen-, Sach- und Vermögensschäden, Internetrisiken … )

Urheberrecht (Deine eigenen Rechte an Deinen Werken, Nutzung von Musik … )


Fazit:

Filmemachen ist eine faszinierende Tätigkeit. Und sie ist heute um so viel leichter auszuüben als noch vor 15 oder 20 Jahren. Auch damals wurde die Technik immer besser, kleiner und bezahlbar. Aber mit einem Smartphone kann man schon eine ganze Menge tolles anstellen. Und das toll ist: jeder hat ja eines!

Aber dies hat leider auch eine Schattenseite. So habe ich es zumindest immer wieder erlebt. Die Tatsache, dass heute jeder filmen kann, führt auch dazu, dass die wahrgenommene Wertigkeit sinkt und es viele Menschen gibt, deren Ausgabebereitschaft für Filme sinkt.

Ob man sich deshalb den Traum von der Selbständigkeit kaputt machen lassen sollte, muss jeder für sich selbst wissen. Ich denke nicht. Aber man sollte die Punkte kennen, an denen man sich sehr leicht ein Bein stellen kann.


Hat Euch dieser Beitrag gefallen oder geholfen?

Hinterlasst mir doch eine Nachricht, ich freue mich auf einen konstruktiven Austausch.

 

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Nina sagt:

    Danke für diesen tollen Blog. War sehr informativ für mich.

    1. hannsgroener sagt:

      Vielen Dank für das ermunternde Feedback. Alles Gute!

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