Ich bin begeistert. Das Vinschgau kannte ich bisher nur von der Durchreise.
Über den Reschenpass nach Südtirol
Von München fahre ich über Garmisch, Ehrwald und den Fernpass ins Inntal nach Imst. Es hat um die zehn Grad und ist bewölkt. Das Licht für Fotos könnte schöner sein. Dennoch nutze ich die schönen Aussichtspunkte entlang der Fernpassstraße für ein paar Fotostopps.




An der Anschlussstelle Imst fahre ich für wenige Kilometer auf die Inntalautobahn bis kurz vor Landeck. Hier verlasse ich die Autobahn und fahre durch den langen Umgehungstunnel über Pfunds hinauf zum Reschenpass. Die Straße ist breit, ohne Kehren und mit dem Wohnmobil einfach zu fahren.
200 Kilometer und etwa drei Stunden fahrt liegen hinter mir. Es ist gegen 17 Uhr und wird langsam Zeit, mir einen Campingplatz zu suchen. Das Portal Campingsüdtirol bietet eine gute Übersicht über die Campingplätze zwischen Reschenpass im Westen und den Sextener Dolomiten im Osten Südtirols.

Vom Reschenpass nach Latsch
Ich entscheide mich für den Campingplatz Latsch im gleichnamigen Ort. Laut Navi werde ich für die 50 vor mir liegenden Kilometer rund eine Stunde brauchen. Fotostopps nicht eingerechnet. Die Straße ist auch auf der italienischen Seite gut und einfach für Wohmobile zu befahren.
Am alten Kirchturm des durch den künstlich angelegten Stausee versunkenen Dorfs Alt-Graun ist ein Fotostopp natürlich Pflicht. Wer sich näher für die Geschichte dieses Ortes interessiert, findet diese spannend erzählt in einem Dokumentarfilm (Link zum Trailer).




Gegen halb sieben Uhr erreiche ich den Campingplatz am Ortsrand von Latsch. Nur wenige Plätze sind belegt, es herrsche eine angenehm ruhige Atmosphäre.

Ich parke meinen Camper auf einem Platz nahe dem Waschhaus, drehe den Gashahn auf und starte die Heizung. Schnell wird es angenehm warm im Wohnmobil. Zum Abendessen laufe ich einen knappen Kilometer ins Dorf und esse lecker in der Latscher Stube zu Abend (Bewertung 4,7 aus 183 Bewertungen in Google). Lecker: Pappardelle mit Wildschweinragu (10,50 Euro).

Der Vinschger Radweg
Der rund 86 Kilometer lange Vinschger Radweg von Reschen nach Meran gilt als einer der schönsten und best ausgebauten in Südtirol. In Latsch verläuft der Radweg in unmittelbarer Nähe am Campingplatz vorbei. Von hier fahre ich mit dem e-Bike hinab bis nach Meran. Es klingt sicher komisch aber meiner Einschätzung nach ist es mit dem e-Bike sogar ein wenig anstrengender die leichte bergab geneigte Strecke zu fahren als mit dem Biorad. Man fährt meist etwas schneller als 25 km/h und hat dadurch ständig zu treten. Die Fahrt in der Gegenrichtung dürfte durchaus anstrengend sein – wer es gemütlicher möchte, dem sei hier das e-Bike empfohlen.






Zwischen Latsch und Meran verläuft der Radweg asphaltiert und ohne lästigen Autoverkehr meist entlang der Bahnstrecke und der Etsch. Immer wieder hat man tolle Blicke auf den Fluss, Burgen und die schöne Landschaft des Vinschgau. Hier und da laden Rastplätze speziell für Biker zur Brotzeit ein.


Kurz vor Meran gibt es einen schönen Aussichtspunkt. Hier hat man einen schönen Blick auf die Berge rund um Meran, Meran 2000, Dorf Tirol und Schenna.



Von hier geht es weiter über ein paar „Serpentinen“ hinunter nach Meran bis man parallel zur Schnellstraße fährt. Hier verlässt man den Radweg und sucht sich seine individuelle Strecke zum Ziel seiner Wahl in der Stadt.


Es ist ein herrlicher Hebsttag mit etwa 17 Grad. Oben in Latsch hatte es etwa 11 Grad. Warme Kleidung war das hilfreich – in Meran allerdings eher hinderlich. Auch die vollen Straßen waren – nicht zu letzt in „Coronazeiten“ für mich kein sehr motivierender Anblick. So entscheide ich mich für die Rückfahrt mit der Bahn.




Der Transport in der Bahn funktioniert perfekt. Mein Rad kann ich viel besser abstellen und fixieren als beispielsweise in der BOB (Bayerische Oberlandbahn) zwischen München und Tegernsee oder Lenggries. Es gibt jede Menge Platz und Klappsitze. Mit der Bahn fahre ich hinauf bis nach Schlanders. Es ist inzwischen halb drei Uhr. An ein waremes Essen ist in Italien am Sonntag um diese Zeit nicht zu denken. Die Bedienung im Restaurant gibt mir das recht deutlich zu verstehen. Ein paar Meter weiter finde ich dann doch noch ein Café. Hier gönne ich mir einen Apfelstrudel und einen Cappuccino.

Inzwischen bin ich gut 4 Stunden unterwegs. Die Zugfahrt ist darin mit etwa 45 Minuten enthalten. Über den Vinschger Radweg fahre ich zurück zum Campingplatz um die letzten Sonnenstrahlen auf der Liege vor meinem Camper zu genießen.

Zu Abend esse ich heute in der Pizzeria „Weisses Rössl“. Das angenehme Lokal bietet eine lange Pizzakarte an mit den „Standardpizzen“ und einigen lokalen Spezialitäten. Ich entscheide mich für die Morterer mit Gorgonzola, Paprika und Sardellen. Lecker! Das besondere: für 1,50 Euro Aufpreis bekommt man die Pizza aus Dinkelvollkornmehl. Fühlt sich deutlich leichter und bekömmlicher an als Pizzen aus Weizenmehl.
Tipp:
Pizza aus Dinkelvollkornmehl in der Pizzeria „Weißes Rössl“ in Latsch / Laces.
Fazit
Das Vinschgau ist mehr als eine Reise wert. Ich kannte die Region von der Durchreise. Die Bergformationen sind deutlich unspektakulärer als die Dolomiten östlich der Brennerautobahn. Daher empfand ich das Vinschgau immer eher eintönig. Aber das täuscht. Es gibt jede Menge an Ausflugsmöglichkeiten und Orte zu entdecken. Zum Radfahren ist die Region ideal. Vielerorts kann man mit der Seilbahn zu sicher tollen Aussichtspunkten und Höhenwanderungen hinauffahren. Wer Serpentinen und Sommerskifahren mag, wird am Stilfserjoch sein Ziel finden. Der Campingplatz Latsch war eine gute und sehr zentral gelegene Wahl. Ich freue mich schon jetzt auf meine nächste Reise ins Vinschgau.
Zahlen & Fakten
Kosten:
Vignette Österreich: 9,40 Euro
Campingplatz für zwei Nächte und eine Person: 58,00 Euro
Fahrradmitnahme in der Vinschger Bahn: 7,00 Euro
Fahrt mit der Vinschger Bahn: kostenlos für Inhaber der Vinschagau Card
Der Turm im See sieht ja spektakulär aus, sehr schöne Fotos! Das müssen wir auch mal ins Auge fassen mit unseren beiden Kindern. Danke, dieses Reiseziel war mich noch nicht geläufig.
Vielen Dank für Dein Kompliment und Deinen Kommentar. Sehr schönes Reiseziel, das Vinschgau!