Die Sella Ronda

Spektakuläre Landschaft – aber Abfahrten eher langweilig. So die oft gehörte Meinung über die Sella Ronda. Nun wollte ich mich doch nochmal selbst überzeugen, ob es tatsächlich nur die weltweit wohl einzigartige Landschaft ist, die mich immer wieder dorthin zieht (und ich eventuell inzwischen langweilige Abfahrten nicht mehr von anspruchsvollen unterscheiden kann) oder es dort nicht doch ein paar skifahrerische Leckerbissen gibt …

Ohne das Ende vorweg oder die Meinung anderer ignorieren zu wollen: Ein bißchen ist es schon wie im richtigen Leben: wer auf der Autobahn den Schildern zu einem bestimmten Ziel folgt, wird nicht unbedingt viel von dem entdecken, was das „bereiste“ Land alles zu bieten hat. Und so erlebe ich auch die Sella Ronda. Skifahrerische Schmankerl (zu Hochdeutsch Leckerbissen) habe ich jedenfalls so einige entdeckt …

Dolomiten 2018 - Blick vom Ciampinoi auf den Langkofel (Foto: Hanns Gröner)
Dolomiten 2018 – Blick vom Ciampinoi auf den Langkofel (Foto: Hanns Gröner)

Freitag, 15 Uhr – von München nach Lajen (Südtirol)

Über den Achenpass fahren wir von München Richtung Inntal und von dort über die Brennerautobahn nach Brixen. Dort decken wir uns im Supermarkt mit Brotzeit für den Abend ein und kommen gegen 19:30 in unserem Appartment bei Lajen an. Wir wohnen in einem schönen, großzügig geschnittenen und modern ausgestattetem Appartment im Unterkehrhof (sehr freundliche Vermieterin). Wir, das sind mein dreizehnjähriger Sohn und ich. Beide begeisterte Skifahrer – insbesondere in den Dolomiten.

Dolomiten - Sella Ronda 2018 (Foto: Hanns Gröner)
Unterkehrhof bei Lajen (Foto: Hanns Gröner)

Samstag, 8:30 Uhr – Wolkenstein und Sella Ronda

Wir können es kaum erwarten wieder auf die Piste zu gehen. Schnell die Skisachen ins Auto gepackt und los geht’s nach Wolkenstein im Grödner Tal. Vom Unterkehrhof sind es wenige 100 Meter bis zur Staatsstraße und etwa 20 Kilometer nach Wolkenstein. Dort parken wir direkt am Parkplatz bei der Ciampinoi Bahn (ca. 8 Euro pro Tag) und holen unsere Skipässe im Skipassbüro des Dolomiti Superski Verbundes ab. Der Parkplatz ist nicht allzu groß, daher mein Tipp: früh da sein lohnt sich! Das Skipass-Büro ist etwa 200 Meter nach der Talstation der Ciampinoi Bahn.

Skipass-Büro in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)
Dolomiti Superski – Skipass-Büro in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)

Die Sella Ronda

Quelle: Bergfex.it

Die Tour kann in zwei Richtungen gefahren werden. Im Uhrzeigersinn (orange beschildert) und gegen den Uhrzeigersinn (grün beschildert). Wichtig: für die Sella Ronda braucht den Dolomiti Superskipass denn man fährt in insgesamt vier Skigebiete: Gröden/Seiser Alm, Fassatal/Carezza, Arabba/Marmolata und Alta Badia. Wer nur den lokalen Skipass für Gröden hat, kann damit die Lifte ab der Region Canazei (Fassatal/Carezza) nicht mehr nutzen und muss ggf. nachkaufen (was dann teuer wird!).

Zur Einstimmung eine kurze Zusammenfassung im Film:

Nach einem Cappuccino in der Bäckerei zwischen Skipassbüro und Seilbahnstation geht es dann endlich los …

Gröden / Val Gardena (Wolkenstein, St. Christina)

Talstation Ciampinoi in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)
Talstation Ciampinoi in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)

Link zum Pistenplan Val Gardena / Alpe di Siusi – Gröden / Seiser Alm

Von der Bergstation des Ciampinoi fährt man hinunter Richtung Plan de Gralba und von dort mit der Umlaufseilbahn (45 und 46) hinauf zum Piz Seteur (2.063m). Von hier geht es auf leichten Hängen weiter zum Sessellift Citta dei Sassi (49) hinauf zur Steinernen Stadt.

Hinweis: die über Google Maps erstellte Karte dient nur der Orientierung, da der gezeigte Fußweg nicht der Pistenführung entspricht!

Hier erinnere ich mich noch an mühsames Auf und Ab zu Fuß mit den Skiern auf den Schultern – als ich so alt war wie mein Sohn heute. Heute gleitet man einfach mit ein paar Skatingschritten hindurch und erreicht schnell den nächsten Lift am Sella Joch (Sasso Levante, 55). Vom Lift aus hat man einen tollen Blick auf den Langkofel und die Langkofelscharte. Die Kabinenbahn ist im Winter allerdings außer Betrieb.

Sella Joch und Sella Gruppe im Hintergrund (Foto: Hanns Gröner, 2018)
Sella Joch und Sella Gruppe im Hintergrund (Foto: Hanns Gröner, 2018)

Nach Erreichen der Bergstation geht es hinab ins Skigebiet Val di Fassa nach Plan Frataces (Lupo Bianco). Diese Abfahrt sollte man, wie gesagt nur nehmen, wenn man den Dolomiti Superskipass hat! Die Gültigkeit des Skipasses für Gröden endet hier!

Canazei – Belvedere / Val di Fassa

Link zum Pistenplan Val di Fasa / Eggental, Welschnofen, Carezza

Entlang eines Bachlaufs und der entgegenkommenden Umlaufseilbahn Pradel – Rodela (155) geht es auf breiten Pisten entspannt hinunter nach Plan Frataces (Lupo Bianco) und hier unter der Passstraße hindurch zur Talstation der Pian Frataces Gherdecia Bahn. Hier gibt es ein paar nett gelegene Hotels und eine Snackbar direkt an der Seilbahnstation.

Plan de Frataces / Lupo Bianco - (Foto: Hanns Gröner)
Plan de Frataces / Lupo Bianco – (Foto: Hanns Gröner)

Mit der Umlaufseilbahn und dem anschließenden Sessellift (Sass Becé, 107) erreichen wir das Belvedere (2.423m). Die Sicht hat sich inzwischen komplett verabschiedet. Nur mit Mühe erkennt man noch den Vordermann. Die Pistenbeschilderung ist auch kaum noch zu erkennen. Wir fahren auf der dem Lift gegenüber liegenden Seite hinab in Richtung Arabba. So erreichen wir mit einiger Mühe etwa auf Höhe des Pordoi Jochs die nächste Skiregion …

Arabba

Link zum Pistenplan Arabba / Marmolada

Entlang des entgegenkommenden Sessellifts (Lezuo, 124) quert man die Passstraße von Arabba zum Pordoi Joch (2239m) und erreicht über die einfach zu fahrende Abfahrt Pont de Vauz (1.851m). Mit dem Sessellift Alpenrose (127) geht es hinüber in ein wahres Skiparadies – die Porta Vescovo. Hier kann sich der Sella Ronda Kritiker (weil diese so einfach und unspektakulär ist) nach Belieben austoben. Schwarze Pisten und Nordhänge gibt es hier in verschiedensten Varianten. Für mich das sportlich interessanteste Gebiet an der Sella Ronda – neben Ciampinoi und Saslong in Gröden.

Mit dem nächsten Sessellift (09, Carpazza) geht es hinauf bis knapp unterhalb der Bergstation der Porta Vescovo. Verschiedene rote und schwarze Pisten (Nr. 3, 5 und 13) führen hinunter ins Tal. Hier kann man sich entscheiden, ein weiteres Mal die tollen Hänge zu fahren oder mit dem Arabba Fly (08) die Sella Ronda fortzusetzen.

Dolomiten - Sella Ronda 2018 (Foto: Hanns Gröner)
Dolomiten – Sella Ronda 2018 (Foto: Hanns Gröner)

Nach dem inzwischen doch recht anstrengenden Vormittag und fortgeschrittener Uhrzeit meldet sich der Hunger. Wir machen Rast, nahe der Mittelstation der Umlaufseilbahn, im Ristoro Pescoi – einem kleineren Lokal mit guter lokaler Küche (Schnitzel mit Pommes 12,50 €, Rindersteak vom Grill mit Salat 13,00 €, Spezi 4,50 €, Coperto 1,00 €, Cappuccino 2,50 €).

Dolomiten - Sella Ronda 2018 (Foto: Hanns Gröner)
Mittagspause im Ristoro Pescoi (Foto: Hanns Gröner)

Nach dem Mittagessen und ein paar Schwüngen die Porta Vescovo hinunter nehmen wir den schon erwähnten Arabba Fly und schweben über den Ort hinüber zur Talstation der Sesselbahn zum Monte Burz (05).

Verbindungslift Arabba Fly - Rechts die Talstation der drei Seilbahnen auf die Porta Vescovo (Foto: Hanns Gröner)
Blick auf Arabba – links der Verbindungslift Arabba Fly – rechts die Talstation der drei Seilbahnen auf die Porta Vescovo (Foto: Hanns Gröner)
Verbindungslift Arabba Fly (Foto: Hanns Gröner)
Verbindungslift Arabba Fly (Foto: Hanns Gröner)

Vom Monte Burz geht es weiter über einfache bis mittelschwere Abfahrten zum Bec de Roce (Sessellift 06) hinunter zum Passo Campolongo (1875m). Hier ended die Skiregion Arabba und man erreicht …

Alta Badia

Link zum Pistenplan Alta Badia

Mit dem Sessellift Costaratta (23) geht es hinauf Richtung Piz Boé und von dort auf die schöne und relativ lange Abfahrt hinunter nach Corvara. Von hier aus geht es mit insgesamt 5 Bahnen und Liften hinauf zur Bergstation des Dantercepies. Zwischen den Liften hat man immer wieder ein paar hundert Meter Piste aber im Wesentlichen ist man eine knappe dreiviertel Stunde im Lift bis man das Grödner Joch erreicht. Die Aufzählung und Nennung der einzelnen Bahnen erspare ich mir hier – vor Ort erklärt sich das von selbst.

Auch hier erinnere ich mich an eines meiner kältesten Skierlebnisse meiner Kindheit. In einem Skischuh (der damaligen Marke Weinmann mit innovativem Schraubverschluss statt Schnallen) wäre ich (so meine Erinnerung) fast erfroren. Damals waren die langen Strecken durch dieses am Nachmittag recht schattige Tal noch mit etwa 7 Schleppliften zu bewältigen. Mit den heutigen Kabinenbahnen geht das bedeutend schneller, angenehmer und „wärmer“.

Bereits nach dem vorletzten und vor dem letzten Sessellift verlässt man das Skigebiet von Alta Badia am Grödner Joch und ist damit zurück in

Gröden / Val Gardena (Wolkenstein, St. Christina)

Link zum Pistenplan Val Gardena / Alpe di Siusi – Gröden / Seiser Alm

Auf 2.300m Höhe beginnt die letzte und eine der schönsten Abfahrten der Tour: Dantercepies. Wer noch Zeit und Kraft hat, kann hier die verschiedenen Varianten (rot und schwarz) fahren bis die Bahn den Betrieb einstellt. Denn an der Talstation vorbei geht es durch den Ort entlang zwischen zahlreichen Hotels und Pensionen hindurch bis die Tour an der Hauptstraße zwischen Skipassbüro und Ciampinoi Talstation endet.

Ende der Sella Ronda in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)
Ende der Sella Ronda in Wolkenstein (Foto: Hanns Gröner)

Wir hatten an beiden Tagen sehr wechselhafte Wetterbedingungen mit immer wieder schlechter Sicht. Um für diesen Beitrag dennoch einigermaßen verwertbares Foto- und Videomaterial erstellen zu können, sind wir auch am Sonntag dieselbe Strecke gefahren.

Zahlen, Daten, Fakten

Über https://mydolomiti.dolomitisuperski.com kann man sich anmelden und mit der Skipassnummer seine individuellen Daten abrufen. Bei uns waren das an zwei Tagen folgende

Streckendaten:

81,90 gefahrene km

15.280m gesamter Höhenunterschied

4 Skigebiete

50 gefahrene Lifte

25 verschiedene Lifte

Anspruchsvolle Abfahrten:

Um höheren ski-sportlichen Ansprüchen gerecht zu werden, hier eine Auswahl an schwereren Abfahrten in den einzelnen Skigebieten:

Canazei / Val di Fassa:

  • Diego
  • Ciampac
  • Vulcano
  • Tomba

Arabba:

  • verschiedene Abfahrten an der Porta Vescovo
  • Monte Burz

Gröden (Wolkenstein / St. Christina):

  • Saslong vom Ciampinoi nach St. Christina (Weltcup Abfahrt Herren)
  • Talabfahrt vom Ciampinoo nach Wolkenstein
  • Cir vom Dantercepies nach Wolkenstein

Mich begeistern immer wieder die Abfahren in Arabba von der Porta Vescoco sowie die Talabfahrten vom Ciampinoi nach Wolkenstein und St. Christina (Saslong).

Zeiten:

Eine wichtige Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle ist: wie lange ist man eigentlich unterwegs auf der Sella Ronda und wieviel Zeit bleibt übrig um die eine oder andere Abfahrt mehrmals zu fahren oder einen Abstecher zum Lagazuoi oder auf die Marmoldata zu machen? Wichtig ist, den letzten Pass vor dem Zielort vor Betriebsschluss des letzten Liftes zu erreichen. Hier ein kleiner Überblick (alle Angaben ca.):

Tag 1 Sella Ronda (grüne Beschilderung)

09:00 Skipass-Büro Wolkenstein und Frühstück in Wolkenstein

09:30 Start an der Ciampinoi Bahn (Talstation)

09:45 Bergstation Ciampinoi – Abfahrt Saslong

10:00 Talstation St. Christina

10:15 Bergstation Ciampinoi – Start in die Sella Ronda

10:20 Piz Seteur

11:00 Lupo Bianco

13:00 Mittagessen im Ristoro Pescoi (Mittelstation Porta Vescovo)

13:45 Arabba Fly

14:15 Corvara

14:45 Val Setus (vorletzter Lift am Grödner Joch)

15:15 Ankunft in Wolkenstein

Tag 2 Sella Ronda (gründe Beschilderung)

08:45 Abfahrt am Appartment in Lajen

09:30 Abfahrt in St. Christina mit der Saslong Bahn

09:30 Ciampinoi Bergstation

09:45 Piz Seteur

10:10 Steinere Stadt

10:10 Am Col Rodella

10:30 Cappuccino-Pause im Pian de Frataces am Lupo Bianco

11:00 Fun Park Belvedere

12:15 – 13:00 Mittagessen im Rifugio Burz

13:30 Corvara Borest Talstation

14:15 Ankunft in Wolkenstein

14:30 Am Ciampinoi und Fun Park

15:00 Ankunft in St. Christina an der Saslong Talstation

16:00 Abfahrt von Lajen nach München

Fun Parks

Video: lokaler Tourismusverband

Last but not least gibt es für die jungen und jung gebliebenen Sportler und Sportlerinnen immer mehr Fun Parks:

  • Bei Plan de Gralba unterhalb des Sessllifts Comici I (51)
  • Bei Wolkenstein zwischen den Sesselliften Sochers-Ciampinoi (18) und Sochers (19)
  • Am Belvedere unterhalb des gleichnamigen Sessellifts (108)

Tipps:

  • Wer nicht unbedingt direkt in den Hauptorten des Grödern Tals wohnen muss, kann die Sella Ronda auch gut in etwa 30 – 45 Minuten von Lajen, Klausen oder Brixen aus gut erreichen.
  • Für Camper gibt es in Klausen einen Campingplatz. Am Parkplatz der Saslong Bahn in St. Christina standen einige größere Wohnmobile. Meines Wissens ist die Weiterfahrt nach Wolkenstein nicht zu empfehlen. Für Wohnwagen erscheint das Grödner Tal eher ungeeignet.
  • Wer mit dem Camper oder dem Wohnwagen nah an einen Einstiegsort der Sella Ronda heranfahren möchte findet zwischen Corvara und Kolfuschg einen direkt im Skigebiet gelegenen Campingplatz.
  • Wer nicht direkt im Skigebiet wohnt und ohnehin mit dem Auto anreisen muss, kann an vielen Stellen nah an der Piste parken und von dort direkt in die das Skigebiet einsteigen. Beispiele: beim Hotel am Sella Joch, am Pordoi Joch und einigen anderen Stellen.

Danke:

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung von Dolomiti Superski!

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..