Mit dem Camper über die Alpen – Teil 1: klassische Routen und Varianten

Alle Wege führen nach Rom – und viele vom Norden über die Alpen ans Mittelmeer. Die meisten Reisenden wählen für den Weg nach Süden die Brennerroute oder die Tauernautobahn. Dabei gibt es wunderschöne Alternativen – zum Teil sogar mautfrei. In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie man am besten über oder auch durch die Berge ans Meer kommt.

Seit meiner Kindheit fahre ich fast jedes Jahr einmal von München aus nach Italien, Südtirol oder ans Meer. So stellt sich jedes Mal diesselbe Frage: welche Route nehmen wir? Die Antwort fällt dabei jedes Mal anders aus – und das im Prinzip zweimal, denn bei der Rückfahrt stellt sich diesselbe Frage. Eine Qual der Wahl.

Die klassischen Routen

Für die meisten Adriaurlauber gibt es die genannten zwei Alternativen um ihr Urlaubsziel in Grado, Lignano, Bibione, Caorle, Jesolo oder Cavallino zu erreichen: entweder über den Brenner oder über die Tauernautobahn.

Brennerautobahn

6 h 15 min Fahrzeit

513 Kilometer

Tauernautobahn

6 h 22 min Fahrzeit

575Kilometer

Deutlich weniger bekannt oder befahren sind die Alternativen über die Felbertauernstraße oder den Reschenpass. Diese beiden Routen führen weitgehend über Landstraßen und dazu zu einem deutlich erhöhten Zeitbedarf.

Felbertauern

6 h 20 min Fahrzeit

455 Kilometer

Reschenpass

7 h 36 min Fahrzeit

565 Kilometer

Die genannten Fahrzeiten stammen von Google Maps und sind im besten Fall Richtwerte. Durch entspanntes Fahren, Pausen und Fotostopps können sich die Zeiten auch leicht verdoppeln. Für Eilige sind Tauern- oder Brennerautobahn die besten Alternativen.


Brennerautobahn

Diese klassische Route führt über München, Kufstein, Innsbruck über den Brenner nach Bozen, Verona und vorbei an Padua und Venedig nach Jesolo.

Für die Route über den Brenner spricht:

  • einfach zu fahren – ununterbrochen auf gut ausgebauter Autobahn
  • gut für Wohnmobile und Gespanne
  • zahlreiche besuchenswerte Zwischenziele
  • zahlreiche Alternativen

Ein kleiner Nachteil der Brennerautobahn ist aus meiner Sicht, dass sie die bevorzugte – oder auch einzige – Alternative zu vielen anderen Reisezielen ist. Ziele in Süditalien, an der Riviera, den Gardasee oder Südtirol erreicht man gut über den Brenner – entsprechend hoch kann das Verkehrsaufkommen sein.

In Österreich benötigt man auf der Autobahn eine Vignette. Die Brennerautobahn kostet noch einmal extra (11 Euro in 2023). Für die Autobahnstrecke vom Brenner bis Venedig sind für ein Wohnmobil ca. 30 Euro zu bezahlenm, für ein Wohnwagengespann ca. 40 Euro.

Tanktipps: Freie Tankstelle oder Agip bei Kufstein Süd, Jet Innsbruck Ost.

Tipp für die Kostenplanung: auf der Homepage des ADAC kann man einfach und schnell Routenoptionen berechnen lassen – in Entfernung, Zeit und Mautgebühren.


Tauernautobahn

Die Route über die Tauernautobahn führt von München über Salzburg durch den Tauern- und Katschbergtunnel weiter über Villach und Udino nach Jesolo.

  • Tauernautobahn Mautstelle (Foto: Hanns Gröner)
  • Tauernautobahn Zufahrt Katschbergtunnel (Foto: Hanns Gröner)
  • Tauernautobahn Zufahrt Katschbergtunnel (Foto: Hanns Gröner)

Für die Tauernautobahn spricht:

  • weniger Verkehrsaufkommen als über die Brennerautobahn
  • sehr gut ausgebaut und bequem zu befahren – auch für Gespanne und Wohnmobile
  • Schöne Alternativen Abschnitte möglich

Einen echten Nachteil sehe ich bei der Tauernautobahn nicht. Vor allem für östlichere Ziele wie Grado, Caorle oder Triest und Kroatien ist sie die kürzere und in der Regel schnellere Alternative.

Auch für diese Route benötigt man in Österreich – wie über die Brennerroute – für die Benutzung der Autobahn eine Vignette. Die Maut für Tauern- und Katschbertunnel liegt (Stand Mai 2023) bei 13,50 Euro. Für den Abschnitt auf italienischer Seite zwischen Tarvisio und Jesolo muss man mit ca. 16 Euro rechnen.

Tanktipps:

Villach – die Autobahn bei Villach West verlassen und wenige Kilometer über die Landstraße bis Villach Warmbad und von dort wieder auf die Autobahn fahren. Auf dieser Strecke gibt es mehrere Tankstellen – eine freie gleich nach verlassen der Autobahn rechts und wenige hundert Meter weiter die Jet.


Felbertauern

Felbertauerntunnel - Rückfahrt von Florenz 2022 (Foto: Hanns Gröner)
Felbertauerntunnel – Rückfahrt von Florenz 2022 (Foto: Hanns Gröner)

Auch diese Route ist schon ein Klassiker und führt über München, Kufstein, Pass Thurn, Mittersill zum Felbertauerntunnel und weiter durch Lienz über den Plöckenpass nach Tolmezzo, vorbei an Udine nach Jesolo.

Für die Felbertauernroute spricht:

  • lanschaftlich reizvoll mit längerem Abschnitt über gut befahrbare Landstraßen und einen Pass
  • für Gespanne nicht geeignet – für Wohnmobile nur bedingt
  • Sehr schöne Alternativen ab Lienz

Der Nachteil der Felbertauernroute ist, dass sie wegen des Plöckenpasses für Gespanne gar nicht und für Wohnmobile nur bedingt geeignet ist. Durch die lange Strecke auf Landstraßen, geht es oft nicht schnell voran und am Ende benötigt man oft deutlich mehr Zeit als es das Navi vorhersagt.

Aktuell (Stand Mai 2023) benötigt man für den Autobahnabschnitt bis Kufstein Süd keine Vignette. Für den Autobahnabschnitt zwischen Tolmezzo und Jesolo muss man ca. 10 Euro einkalkulieren. Die Fahrt durch den Felbertauerntunnel kostet aktuell 11 Euro.

Tanktipps: Freie Tankstelle oder Agip bei Kufstein Süd, verschiedene in Lienz.


Reschenpass

Diese Variante führt über Landeck, den Reschenpass durch das Vinschau vorbei an Meran. Bei Bozen Süd geht es wieder auf die Brennerautobahn.

  • Reschensee 2023 (Foto: Hanns Gröner)
  • Reschensee 2023 (Foto: Hanns Gröner)
  • Reschensee 2023 (Foto: Hanns Gröner)
  • Reschensee 2023 (Foto: Hanns Gröner)

Sie Route über den Reschenpass ist interessant, wenn man etwas mehr Zeit im Gepäck hat und auch mal etwas anderes sehen möchte. Zum Beispiel den Kirchturm der versunkenen Stadt Graun am Reschensee. Meran und Bozen sind einen Abstecher wie auch einen längeren Aufenthalt wert.


Varianten entlang der klassichen Routen

Entlang der Tauernautobahn

Bahnverladung Tauernschleuse Böckstein – Mallnitz

  • Bahnverladung Tauernschleuse 2019 (Foto: Hanns Gröner)
  • Bahnverladung Tauernschleuse 2019 (Foto: Hanns Gröner)

Wer die Tauernautobahn wählt und die kostenpflichtigen, oft stauträchtigen, Tauern- und Katschbergtunnel umfahren möchte, kann über das Gasteiner Tal und die Tauernschleuse fahren. Zwischen Böckstein und Mallnitz wird das Auto auf die Bahn verladen, die Reisende über die Schiene „durch“ die Berge bringt. Nähere Infos findet Ihr direkt beim Anbieter (ÖBB).

Obertauern, Katschberghöhe und Turracher Höhe

Auf der Tauerautobahn können die kostenpflichtigen Tunnels auch über die Landstraße ab Radstadt über Obertauern und die Katschberghöhe umfahren werden. Alternativ zur Katschberghöhe ist die Route über die Turracher Höhe eine weitere Möglichkeit.

Entlang der Brennerautobahn

Brenner Landstraße

Eine Alternativ zwischen Innsbruck und Sterzing ist die Brenner Landstraße. Sie beginnt südlich von Innsbruck und man auf dem Weg Richtung Süden verschiedene Möglichkeiten, wieder auf die Autobahn zu fahren. Kurvenreich ist der Abschnitt zwischen Innsbruck und Schönberg. Ab Schönberg bis Sterzing bietet die Landstraße – sicher zum Leidwesen der Anwohner – eine reizvolle Alternative.

Timmelsjoch

Alternativ zur Brennerautobahn und dem Reschenpass bietet die Route über das Ötztal und das Timmelsjoch für geübte Fahrer mit kleineren Fahrzeugen eine landschaftlich spektakuläre Alternative. Wunderschön, exponiert, kurvenreich und damit zeitbraubend. Wegen vieler Kehren und engen Abschnitten im Hochgebirge für die meisten Camper eher wenig bzw. ungeeignet.


Ein Schmankerl

Die in diesem Beitrag genannten Routen sind mautpflichtige oder auch mautfreie Alternativen zur Überquerung des Alpenhauptkamms. Eine weitere Alternative ist

Die Großglockner Hochalpenstraße

Sie ist ein echtes Schmankerl bei guter Witterung. Eine der Traumstraßen, die man einmal im Leben gefahren sein „muss“. Sehr gut ausgebaut auch für Gespanne und größere Wohnmobile bietet sie ein Naturerlebnis, das seines gleichen sucht.

Ein Höhepunkt ist der Blick auf den Großglockner von der Kaiser-Franz-Josef-Höhe. Alles mit dem Fahrzeut ohne größeren Aufwand erreichbar.

6 h 15 min Fahrzeit für 513 Kilometer

Über dieses besonder Erlebnis habe ich in eigenen Beiträgen berichtet. Details findet Ihr hier und hier.

  • Großglockner im August 2022 (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner im August 2022 (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner im August 2022 (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner im August 2022 (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße im Juni 2020 (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße (Foto: Hanns Gröner)
  • Großglockner Hochalpenstraße (Foto: Hanns Gröner)
Film 1
Film 2

Durch die Dolomiten

Wer nach dem Überqueren des Alpenhauptkamms Abwechslung durch die Dolomiten sucht, findet in diesem Beitrag schöne und erlebenswerte Alternativen.

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